,

Warum IT-Unternehmen Wert auf Nachhaltigkeit legen

Johannes Hausch, Sebastian Maier

1. Einleitung

In einer Zeit, in der die Auswirkungen des Klimawandels zunehmend spürbar werden und natürliche Ressourcen knapper werden, gewinnt das Konzept der Nachhaltigkeit in allen Bereichen der Gesellschaft an Bedeutung – besonders in der Unternehmenswelt. Nachhaltigkeit im Unternehmenskontext bezieht sich auf Geschäftspraktiken, die ökologische, soziale und ökonomische Aspekte in Einklang bringen, oft auch als “Triple Bottom Line” bezeichnet: People, Planet, Profit [11].

Für Unternehmen, insbesondere im IT-Sektor, ist Nachhaltigkeit längst kein Nischenthema mehr, sondern hat sich zu einem strategischen Imperativ entwickelt. Dieser Blog untersucht, warum Unternehmen zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit legen, welche konkreten Maßnahmen sie ergreifen und welche Vorteile sich daraus ergeben.

2. Treiber für Nachhaltigkeit in der Unternehmens-IT

2.1 Ökologische Faktoren

Der IT-Sektor hat einen erheblichen ökologischen Fußabdruck. Schätzungen zufolge ist die IT-Branche für etwa 2-3% der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich – vergleichbar mit dem der gesamten Luftfahrtindustrie [12]. Der rapide Anstieg von Datenverarbeitungsprozessen, Cloud-Diensten und Internet-Traffic hat zu einem steigenden Energieverbrauch geführt.

Rechenzentren allein verbrauchen weltweit etwa 1% der gesamten Elektrizität im Jahr 2018 [19]. Diese Zahlen verdeutlichen die dringende Notwendigkeit für Unternehmen, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren und nachhaltigere Praktiken zu implementieren.

2.2 Regulatorische Anforderungen

Regierungen und internationale Organisationen haben in den letzten Jahren zahlreiche Vorschriften und Richtlinien eingeführt, die Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit verpflichten:

Die EU-Taxonomie definiert umfassend, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als ökologisch nachhaltig gelten [13]. Ergänzend dazu erweitert die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU die Berichtspflichten von Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit erheblich [14]. Auf nationaler Ebene verpflichtet das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz in Deutschland Unternehmen dazu, Menschenrechts- und Umweltstandards in ihrer gesamten Lieferkette zu respektieren und zu überwachen [15].

Diese regulatorischen Maßnahmen zwingen Unternehmen, ihre Geschäftspraktiken zu überdenken und anzupassen, um Compliance-Risiken zu vermeiden und wettbewerbsfähig zu bleiben.

2.3 Ökonomische Anreize

Entgegen der häufigen Annahme, dass Nachhaltigkeit nur Kosten verursacht, zeigen zahlreiche Studien, dass nachhaltige Geschäftspraktiken auch wirtschaftliche Vorteile bringen können:

Energieeffiziente Technologien und Optimierung von Ressourcen führen zu signifikanten Kosteneinsparungen. Laut einem Bericht der International Energy Agency können Unternehmen durch gezielte Energieeffizienzmaßnahmen ihre Betriebskosten um bis zu 60% senken [16]. Darüber hinaus erzielen Unternehmen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen deutliche Wettbewerbsvorteile, indem sie sich in einem zunehmend umweltbewussten Markt klar differenzieren können. Ein weiterer wirtschaftlicher Vorteil liegt in der Risikominimierung: Durch proaktives Management von Umwelt- und Sozialrisiken können Unternehmen potenzielle finanzielle Verluste durch Regulierungsstrafen oder Reputationsschäden effektiv vermeiden.

2.4 Gesellschaftlicher Druck

Der gesellschaftliche Druck auf Unternehmen, nachhaltig zu handeln, wächst stetig:

Auf Kundenseite zeigt sich ein deutlicher Trend: Laut einer umfassenden Studie von Deloitte bevorzugen immer mehr Konsumenten Marken, die nachhaltig agieren [20]. Parallel dazu spielen ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) eine zunehmend zentrale Rolle bei Investitionsentscheidungen. Die Global Sustainable Investment Alliance berichtet, dass nachhaltige Investitionen im Jahr 2020 weltweit 35,3 Billionen USD erreichten – ein beachtlicher Anstieg von 15% innerhalb von nur zwei Jahren [17]. Auch im Bereich des Personalmanagements wird Nachhaltigkeit zum entscheidenden Faktor: Besonders jüngere Arbeitnehmer legen verstärkt Wert auf die Nachhaltigkeitspraktiken potenzieller Arbeitgeber. Laut einer Deloitte-Umfrage entscheiden sich Millennials stark basierend auf den Nachhaltigkeitswerten eines Unternehmens. Sowohl Millennials als auch die Generation Z legen großen Wert auf Umweltverträglichkeit und fordern von Unternehmen, gesellschaftliche Nachhaltigkeitsherausforderungen aktiv anzugehen – sowohl durch ihre Karriere- als auch Konsumentscheidungen [18].

3. Konkrete Nachhaltigkeitsmaßnahmen in der Enterprise IT

3.1 Energieeffiziente Rechenzentren

Rechenzentren stehen im Mittelpunkt der Nachhaltigkeitsbemühungen vieler IT-Unternehmen:

Eine zentrale Kennzahl für die Effizienz von Rechenzentren ist der Power Usage Effectiveness (PUE). Moderne, effiziente Rechenzentren erreichen inzwischen PUE-Werte von 1,3 und weniger, was deutlich unter dem Branchendurchschnitt von 1,55 liegt [1]. Parallel dazu setzen führende Technologieunternehmen verstärkt auf erneuerbare Energien. Google, Microsoft und Amazon haben sich beispielsweise verpflichtet, ihre Rechenzentren zu 100% mit erneuerbarer Energie zu betreiben [2], [3], [4]. Ein weiterer bedeutender Fortschritt liegt im Bereich innovativer Kühltechnologien. Insbesondere die Flüssigkeitskühlung kann den Energiebedarf für die Temperaturregulierung in Rechenzentren um bis zu 40% reduzieren [5].

3.2 Hardware-Lebenszyklus-Management

Die Herstellung von IT-Hardware verursacht erhebliche Umweltauswirkungen. Daher implementieren Unternehmen zunehmend zirkuläre Wirtschaftsmodelle:

Im Bereich des Hardware-Lebenszyklus-Managements entwickeln Unternehmen zunehmend Strategien zur Verlängerung der Nutzungsdauer von IT-Geräten. Durch systematische Aufarbeitung (Refurbishing) und gezielte Aufrüstung älterer Hardware kann deren Lebenszyklus erheblich verlängert werden. Ergänzend dazu implementieren viele Organisationen strukturierte Programme zur Wiederverwendung und zum Recycling von IT-Equipment, wodurch elektronischer Abfall signifikant reduziert wird. Auch bei der Beschaffung neuer Hardware achten zunehmend mehr Unternehmen auf Umweltzertifizierungen wie ENERGY STAR oder EPEAT, um sicherzustellen, dass die erworbenen Geräte strengen Umweltstandards entsprechen.

Cisco Systems berichtet beispielsweise, dass sie durch ihr systematisches Circular Economy Program 99 % der Produkte, die an Cisco zurückgesandt werden, wiederverwerten [6].

3.3 Green Software Engineering

Green Software Engineering ist ein aufstrebender Bereich, der sich auf die Entwicklung energieeffizienter Software konzentriert:
Green Software Engineering fokussiert sich auf die Entwicklung energieeffizienter Software durch bewusste Designentscheidungen, die Kosten und Performance im Kontext von Nachhaltigkeitszielen betrachten. Accenture Labs’ Forschung zeigt, dass allein die Wahl der Programmiersprache den Energieverbrauch um das bis zu 50-fache beeinflussen kann. Besonders im Bereich der künstlichen Intelligenz können scheinbar kleine Entscheidungen große Auswirkungen haben – so führte in einem Experiment die Steigerung der Modellgenauigkeit von 96% auf 98% zu einem siebenfachen Anstieg des Energieverbrauchs [8].

3.4 Cloud Computing und Virtualisierung

Cloud Computing und Virtualisierungstechnologien bieten erhebliche Nachhaltigkeitsvorteile:

Cloud Computing und Virtualisierungstechnologien bieten mehrere wesentliche Nachhaltigkeitsvorteile. Die Ressourcenkonsolidierung ermöglicht eine effizientere Nutzung der vorhandenen Infrastruktur durch Zusammenführung verschiedener Workloads auf gemeinsamen Systemen. Ein weiterer entscheidender Vorteil ist die bedarfsgerechte Skalierung, bei der Cloud-Dienste die bereitgestellten Ressourcen dynamisch an den tatsächlichen Bedarf anpassen, wodurch Überkapazitäten vermieden werden. Zudem führt die gemeinsame Infrastrukturnutzung durch mehrere Kunden zu einer verbesserten Gesamteffizienz, da die verfügbaren Ressourcen optimal ausgelastet werden können.

Accenture berichtet in einer umfassenden Studie, dass die Migration zu öffentlichen Cloud-Diensten die CO₂-Emissionen um bis zu 84% reduzieren kann im Vergleich zu herkömmlichen On-Premise-Rechenzentren [8].

3.5 Nachhaltige Beschaffung und Lieferketten

Unternehmen erweitern ihren Nachhaltigkeitsfokus zunehmend auf ihre gesamte Lieferkette:

Bei der nachhaltigen Beschaffung und Gestaltung von Lieferketten integrieren fortschrittliche Unternehmen umfassende Umwelt- und Sozialkriterien in ihre Entscheidungsprozesse. Sie etablieren Transparenz entlang der gesamten Lieferkette durch systematische Nachverfolgung und detaillierte Berichterstattung über den ökologischen Fußabdruck aller beteiligten Partner. Darüber hinaus entwickeln sie kollaborative Beziehungen mit ihren Lieferanten, um diese bei der Verbesserung ihrer eigenen Nachhaltigkeitsleistung zu unterstützen und gemeinsam an der Reduzierung von Umweltauswirkungen zu arbeiten.

Apple hat beispielsweise das ambitionierte Ziel angekündigt, bis 2030 seine gesamte Lieferkette und Produktnutzung klimaneutral zu gestalten [9].

4. Fallbeispiele erfolgreicher Nachhaltigkeitsstrategien

4.1 Microsoft: Auf dem Weg zu negativen CO₂-Emissionen

Microsoft verfolgt einen besonders ambitionierten Ansatz in der Klimapolitik. Das Unternehmen strebt nicht nur an, bis 2030 CO₂-negativ zu werden, sondern plant darüber hinaus, bis 2050 sämtliche seit der Unternehmensgründung im Jahr 1975 verursachten CO₂-Emissionen zu eliminieren [7]. Zur Umsetzung dieser Ziele hat Microsoft mehrere Schlüsselinitiativen etabliert.

Das Unternehmen setzt bis 2025 auf 100% erneuerbare Energie für seine Rechenzentren und investiert gezielt in die Einspeisung kohlenstofffreier Elektrizität. Ein milliardenschwerer Climate Innovation Fund fördert aktiv neue Technologien zur Kohlenstoffreduktion, wobei besonders Künstliche Intelligenz zur Effizienzsteigerung in Rechenzentren eingesetzt wird [7].

Die aktuellen Zahlen zeigen sowohl Fortschritte als auch Herausforderungen: Während die direkten Emissionen um 6% reduziert werden konnten, stiegen die Gesamtemissionen aufgrund von Infrastrukturinvestitionen um 29,1%. Besonders die indirekten Scope 3-Emissionen, die über 96% des CO₂-Fußabdrucks ausmachen, stellen eine zentrale Herausforderung dar. Microsoft begegnet dieser durch intensive Zusammenarbeit mit Partnern und branchenübergreifende Initiativen zur Förderung einer klimaneutralen Wirtschaft [7].

4.2 Google: Vorreiter bei erneuerbaren Energien

Google war eines der ersten großen Technologieunternehmen, das CO₂-Neutralität erreichte (2007) und betreibt seit 2017 seine globalen Betriebe mit 100% erneuerbarer Energie [2]. Bemerkenswerte Initiativen umfassen:

Der Technologiekonzern erreichte 2021 einen durchschnittlichen PUE-Wert (Power Usage Effectiveness) von nur 1,10 in seinen globalen Rechenzentren – deutlich unter dem Branchendurchschnitt von 1,57, was bedeutet, dass seine Anlagen etwa sechsmal weniger Energie für Overhead-Aufgaben benötigen. Bemerkenswert ist zudem, dass die Rechenzentren bei konstantem Stromverbrauch über fünf Jahre hinweg die fünffache Rechenleistung liefern konnten. Das Unternehmen verfolgt ehrgeizige Wassermanagementstrategien und realisierte 2021 insgesamt 13 Wasserbewirtschaftungsprojekte in 10 Flusseinzugsgebieten. Im selben Jahr wurden 6.297 Millionen Gallonen Wasser entnommen und 4.562 Millionen Gallonen verbraucht, wobei Google langfristig plant, bis 2030 etwa 120% des verbrauchten Wassers wieder aufzufüllen. Besonders bemerkenswert ist, dass bereits 2021 auf Stundenbasis 66% des Stromverbrauchs der Rechenzentren mit kohlenstofffreier Energie gedeckt wurden. Dies bildet die Grundlage für Googles ambitioniertes Ziel, bis 2030 vollständig auf kohlenstofffreie Energie umzusteigen – nicht nur im Jahresdurchschnitt, sondern kontinuierlich rund um die Uhr, was eine deutlich größere Herausforderung darstellt als übliche Kompensationsmaßnahmen [2].

4.3 IBM: Integrierter Ansatz für Nachhaltigkeit

IBM verfolgt einen umfassenden Ansatz für Nachhaltigkeit, der Technologieinnovation mit ökologischer Verantwortung verbindet:

Das Unternehmen hat sich zu Netto-Null-Treibhausgasemissionen bis 2030 verpflichtet und setzt dieses Ziel durch verschiedene konkrete Maßnahmen um [10]. Ein wesentlicher technologischer Beitrag ist die kontinuierliche Weiterentwicklung der energieeffizienten IBM Z-Mainframe-Systeme, die im Vergleich zu verteilten Serverarchitekturen erhebliche Energieeinsparungen ermöglichen [21]. An wasserarmen Standorten hat IBM zudem spezielle Wassermanagementprogramme implementiert, um diesen kritischen Rohstoff zu schonen [22].

IBM berichtet, dass seine systematischen Nachhaltigkeitsinitiativen seit 1990 mehr als dem Vierfachen des derzeitigen jährlichen Energieverbrauchs eingespart haben [23].

4.4 Amazon’s CodeGuru-Service

Amazon verfolgt mit seinem CodeGuru-Service einen innovativen Ansatz, der maschinelles Lernen einsetzt, um ineffiziente Codezeilen zu identifizieren und zu optimieren. Der Service ermöglicht es, Softwareprozesse gezielt zu verbessern und dadurch den Ressourcenverbrauch zu senken. Besonders während des Prime Day, dem größten Shopping-Event des Unternehmens, führte diese Technologie zu einer beeindruckenden Steigerung der CPU-Auslastung um 325 % und erlaubte eine signifikante Reduzierung der erforderlichen Server-Instanzen [8].

Mit dieser Maßnahme leistet Amazon einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Optimierung seiner IT-Infrastruktur, indem die Energieeffizienz gesteigert und der ökologische Fußabdruck verringert wird.

5. Herausforderungen und Hindernisse

Trotz der vielen Vorteile stehen Unternehmen bei der Implementierung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen vor erheblichen Herausforderungen:

5.1 Investitionskosten vs. langfristige Einsparungen

Die Implementierung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen erfordert oft erhebliche Anfangsinvestitionen, während sich die Vorteile erst über längere Zeiträume manifestieren. Diese zeitliche Diskrepanz zwischen Investition und Return on Investment (ROI) stellt für viele Unternehmen eine zentrale Herausforderung dar. Besonders kleinere und mittlere Unternehmen stehen vor der Schwierigkeit, die notwendigen finanziellen Mittel für umfassende Nachhaltigkeitsinitiativen bereitzustellen.

Die Situation wird zusätzlich durch die Komplexität der Kosten-Nutzen-Analyse erschwert. Während direkte Kosteneinsparungen, etwa durch reduzierte Energieverbräuche, relativ einfach zu quantifizieren sind, gestaltet sich die Bewertung indirekter Vorteile wie verbessertes Unternehmensimage oder erhöhte Mitarbeiterzufriedenheit deutlich schwieriger. Diese Unsicherheit bei der ROI-Berechnung kann zu Zurückhaltung bei Investitionsentscheidungen führen.

Dennoch zeigen erfolgreiche Implementierungen, dass sich Investitionen in nachhaltige IT-Infrastrukturen langfristig auszahlen. Laut einer Accenture-Studie führen durchschnittliche Cloud-Migrationen von unternehmenseigenen Systemen zu einer Energiereduktion von 65% und einer CO₂-Reduktion von 84%, wobei dieser Wert bei cloud-nativen Anwendungen sogar auf bis zu 98% steigen kann. Zusätzlich ermöglichen solche Transformationen Kosteneinsparungen von 30-40% beim Total Cost of Ownership [8].

5.2 Technische Limitationen

Bestehende Infrastrukturen und Legacy-Systeme können schwer zu modernisieren sein. Die Integration nachhaltiger Technologien in bestehende Systeme erfordert oft komplexe Übergangsstrategien.

5.3 Organisatorische Hürden

Die erfolgreiche Implementierung von Nachhaltigkeitsstrategien erfordert Unterstützung auf allen Ebenen des Unternehmens. Widerstand gegen Veränderungen, fragmentierte Verantwortlichkeiten und mangelnde Fachkenntnisse können den Fortschritt behindern.

5.4 Mangel an Standards und Metriken

Es fehlt oft an einheitlichen, branchenweiten Standards und Metriken zur Messung der Nachhaltigkeitsleistung, was den Vergleich und die Bewertung von Fortschritten erschwert.

6. Zukunftsausblick

6.1 Trends und Entwicklungen

Die Zukunft der Nachhaltigkeit in der Enterprise IT wird maßgeblich durch verstärkte regulatorische Rahmenbedingungen geprägt sein. Mit der fortschreitenden Umsetzung des European Green Deal und ähnlicher Initiativen weltweit werden Unternehmen mit zunehmend strengeren Anforderungen konfrontiert sein. Parallel dazu zeichnet sich eine beschleunigte Entwicklung hin zur Kreislaufwirtschaft ab, bei der der Übergang von linearen zu zirkulären Geschäftsmodellen im Vordergrund steht. Diese Entwicklung wird begleitet von einer Standardisierung der Nachhaltigkeitsberichterstattung, wodurch transparente und vergleichbare Berichte zur unternehmerischen Norm werden.

6.2 Technologische Innovationen

Neue Technologien werden eine entscheidende Rolle bei der Förderung der Nachhaltigkeit spielen:

Im Bereich der technologischen Innovationen wird die KI-optimierte Energieeffizienz zunehmend an Bedeutung gewinnen. Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen werden verstärkt eingesetzt, um Energieverbräuche in Echtzeit zu analysieren und zu optimieren, was zu erheblichen Effizienzsteigerungen führen kann. Gleichzeitig sind bedeutende Fortschritte bei erneuerbaren Energien zu erwarten, insbesondere bei Speichertechnologien und der Effizienz erneuerbarer Energiequellen. Eine besonders vielversprechende Technologie sind Quantencomputer, diese ermöglichen zukünftig revolutionäre neue Formen der Problemlösung durch ihre Fähigkeit, Rechenschritte parallel statt sequentiell durchzuführen. Diese bahnbrechende Technologie kann komplexe Herausforderungen bewältigen – insbesondere bei der Optimierung von Klimamodellen und Klimaschutzstrategien – die für herkömmliche Computer unlösbar sind [24].

6.3 Veränderung der Unternehmenskultur

Nachhaltigkeit wird zunehmend in die Unternehmens-DNA integriert:

Im Bereich der Unternehmenskultur zeigt sich ein klarer Trend zur strategischen Verankerung von Nachhaltigkeit, wie eine aktuelle McKinsey-Analyse belegt. Etwa 70% der untersuchten Organisationen haben bereits formale Governance-Strukturen implementiert, wobei 16% sogar über einen eigenen Vorstandsausschuss für Nachhaltigkeitsfragen verfügen [25].

Diese konsequente Integration in zentrale Geschäftsbereiche führt zu messbaren Erfolgen: Unternehmen, die Nachhaltigkeit in Kernfunktionen wie strategische Planung, Finanzen, Marketing und Personalmanagement einbetten, verzeichnen doppelt so häufig positive wirtschaftliche Effekte aus ihren Nachhaltigkeitsinitiativen. Durch die Einführung gezielter Anreizsysteme und die direkte Verknüpfung von Nachhaltigkeitszielen mit der Mitarbeitervergütung wird ein unternehmensweites Engagement gefördert, das die kulturelle Transformation nachhaltig vorantreibt und Nachhaltigkeit zum selbstverständlichen Teil der Unternehmensidentität macht [25].

7. Fazit

Die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Unternehmenswelt, insbesondere im IT-Sektor, ist keine vorübergehende Modeerscheinung, sondern ein fundamentaler Wandel in der Art und Weise, wie Unternehmen operieren. Die Treiber für diesen Wandel sind vielfältig: ökologische Notwendigkeit, regulatorische Anforderungen, wirtschaftliche Vorteile und gesellschaftlicher Druck.

Unternehmen, die proaktiv in Nachhaltigkeit investieren, positionieren sich nicht nur als verantwortungsbewusste Akteure, sondern auch als zukunftsorientierte, wettbewerbsfähige Organisationen. Die vorgestellten Fallbeispiele von Microsoft, Google, Amazon und IBM zeigen, dass ambitionierte Nachhaltigkeitsziele erreichbar sind und zu messbaren Ergebnissen führen können.

Trotz der Herausforderungen überwiegen die langfristigen Vorteile nachhaltiger Geschäftspraktiken. In einer Welt, die zunehmend von Ressourcenknappheit und Klimawandel betroffen ist, wird Nachhaltigkeit nicht nur zu einem Wettbewerbsvorteil, sondern zu einer existenziellen Notwendigkeit.

Für Unternehmen, die noch am Anfang ihrer Nachhaltigkeitsreise stehen, empfehlen wir einen strukturierten Ansatz: Beginnen Sie mit einer Bestandsaufnahme des aktuellen ökologischen Fußabdrucks, setzen Sie klare und messbare Ziele, entwickeln Sie einen umfassenden Aktionsplan und integrieren Sie Nachhaltigkeitskriterien in alle Geschäftsentscheidungen.

Die Zeit zum Handeln ist jetzt – für einen gesünderen Planeten, resilientere Unternehmen und eine nachhaltigere Zukunft.

Referenzen

[1] Uptime Institute, “2022 Data Center Industry Survey,” Uptime Institute, 2022. [Online]. Verfügbar unter: https://uptimeinstitute.com/component/uptimeassetmanager/asset/2022-data-center-industry-survey-en?Itemid=435

[2] Google, “2022 Environmental Report,” 2022. [Online]. Verfügbar unter: https://sustainability.google/reports/google-2022-environmental-report/

[3] Microsoft, “Environmental Sustainability Report 2021,” 2021. [Online]. Verfügbar unter: https://www.microsoft.com/en-us/corporate-responsibility/sustainability

[4] Amazon, “Amazon 2021 Sustainability Report,” 2021. [Online]. Verfügbar unter: https://sustainability.aboutamazon.com/

[5] W. Tian, “Meeting Data Center Cooling Demands with Immersion Cooling Fluids: A Future-Ready Solution,” Data Center Frontier, Jan. 22, 2025. [Online]. Verfügbar unter: https://www.datacenterfrontier.com/sponsored/article/55261111/meeting-data-center-cooling-demands-with-immersion-cooling-fluids-a-future-ready-solution

[6] Cisco Systems, “Purpose Report 2024,” 2024. [Online]. Verfügbar unter: https://www.cisco.com/c/dam/m/en_us/about/csr/esg-hub/_pdf/purpose-report-2024.pdf

[7] Microsoft, “Environmental Sustainability Report 2024,” 2024. [Online]. Verfügbar unter: https://www.microsoft.com/en-us/corporate-responsibility/sustainability

[8] Accenture, “The Green Behind the Cloud,” Accenture, Sept. 22, 2020. [Online]. Verfügbar unter: https://www.accenture.com/de-de/insights/strategy/green-behind-cloud

[9] Apple, “Environmental Progress Report 2022,” 2022. [Online]. Verfügbar unter: https://www.apple.com/environment/

[10] IBM, “IBM Commits To Net Zero Greenhouse Gas Emissions By 2030,” IBM Newsroom, Feb. 16, 2021. [Online]. Verfügbar unter: https://newsroom.ibm.com/2021-02-16-IBM-Commits-To-Net-Zero-Greenhouse-Gas-Emissions-By-2030

[11] J. Elkington, “Cannibals with forks: The triple bottom line of 21st century business,” New Society Publishers, 1998.

[12] L. Belkhir and A. Elmeligi, “Assessing ICT global emissions footprint: Trends to 2040 & recommendations,” Journal of Cleaner Production, vol. 177, pp. 448-463, 2018.

[13] Europäische Kommission, “EU-Taxonomieverordnung,” 2020. [Online]. Verfügbar unter: https://ec.europa.eu/info/business-economy-euro/banking-and-finance/sustainable-finance/eu-taxonomy-sustainable-activities_de

[14] Europäische Kommission, “Non‑financial reporting – EU legislative proposals,” 2022. [Online]. Verfügbar unter: https://ec.europa.eu/info/business-economy-euro/company-reporting-and-auditing/company-reporting/non-financial-reporting_en

[15] Bundesregierung, “Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz,” 2021. [Online]. Verfügbar unter: https://www.gesetze-im-internet.de/lksg/BJNR295910021.html

[16] International Energy Agency, “Energy Efficiency 2018 – Analysis and Outlook to 2040,” IEA, Paris, 2018. [Online]. Verfügbar unter: https://www.iea.org/reports/energy-efficiency-2018

[17] Global Sustainable Investment Alliance, “Global Sustainable Investment Review 2020,” 2021. [Online]. Verfügbar unter: https://www.riacanada.ca/research/global-sustainable-investment-review-2020/

[18] Deloitte, “Deloitte Gen Z and Millennial Survey 2024,” 2024. [Online]. Verfügbar unter: https://www.deloitte.com/de/de/services/consulting/research/genz-millennial-survey.html

[19] E. Masanet, A. Shehabi, N. Lei, S. Smith, and J. Koomey, “Recalibrating global data center energy-use estimates,” Science, vol. 367, no. 6481, pp. 984-986, 2020.

[20] Deloitte, “Customer insights on sustainability,” 2023. [Online]. Verfügbar unter: https://www.deloitte.com/de/de/Industries/consumer/research/studie-einstellung-deutscher-verbraucher-zu-nachhaltigkeit.html

[21] IBM, “Sustainability on IBM Z,” IBM. [Online]. Verfügbar unter: https://www.ibm.com/z/sustainability

[22] IBM, “Water Conservation,” IBM, [Online]. Verfügbar unter: https://www.ibm.com/about/environment/water-conservation

[23] IBM, “Energy and Climate,” IBM. [Online]. Verfügbar unter: https://www.ibm.com/about/environment/energy-climate

[24] Umweltbundesamt, “Quantencomputing als nächste Computergeneration,” Mai 31, 2023. [Online]. Verfügbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/quantencomputing-als-naechste-computergeneration

[25] McKinsey & Company, “Sustainability’s Deepening Imprint,” McKinsey & Company, 2017. [Online]. Verfügbar unter: https://www.mckinsey.de/~/media/McKinsey/Business%20Functions/Sustainability/Our%20Insights/Sustainabilitys%20deepening%20imprint/Sustainabilitys-deepening-imprint.pdf


Posted

in

,

by

Johannes Hausch, Sebastian Maier

Comments

Leave a Reply