Anmerkung: Dieser Blogpost wurde für das Modul Enterprise IT (113601a) verfasst.
1. Einleitung
Die fortschreitende digitale Transformation erfordert von Unternehmen eine stetige Anpassung ihrer IT-Strategien, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Traditionelle Softwareentwicklung erfordert jedoch umfangreiche Programmierkenntnisse, lange Entwicklungszyklen und erhebliche finanzielle Ressourcen. Angesichts des Fachkräftemangels in der IT-Branche und des steigenden Bedarfs an schnellen, flexiblen Softwarelösungen suchen Unternehmen nach effizienteren Alternativen zur Softwareentwicklung. [1, 2]
In diesem Zusammenhang gewinnen Low-Code- und No-Code-Plattformen (LCNC) zunehmend an Bedeutung. Diese Entwicklungsansätze ermöglichen es Unternehmen, Softwarelösungen mit minimalem oder gänzlich ohne manuellen Programmieraufwand, mittels intuitiver Drag-and-Drop-Tools, zu erstellen, was zu einer erheblichen Reduzierung der Entwicklungszeit und Kosten führt. LCNC-Plattformen auch für Nutzer:innen ohne tiefgehende Programmierkenntnisse zugänglich sind, wodurch der Bedarf an spezialisierten Fachkräften sinkt.
Traditionell standen Unternehmen bei der Softwareentwicklung vor der Wahl, entweder standardisierte Anwendungen von Drittanbietern zu erwerben oder individuelle Lösungen durch erfahrene Entwickler:innen maßgeschneidert zu programmieren. LCNC-Ansätze bieten mittlerweile eine dritte Alternative: die Erstellung und Anpassung von Anwendungen durch visuelle Entwicklungsumgebungen, die die Automatisierung von Geschäftsprozessen ohne klassischen Programmieraufwand ermöglichen. Dies führt nicht nur zu einer höheren Effizienz in der Softwareentwicklung, sondern kann auch die Innovationskraft innerhalb von Unternehmen fördern und die IT-Abteilungen entlasten.
Während LCNC-Technologien das Potenzial haben, die Softwareentwicklung zu revolutionieren, indem sie sowohl IT-Experten als auch Fachabteilungen (Citizen Developer) in den Entwicklungsprozess einbinden, werfen sie zugleich zentrale Fragen auf – ob Low-Code- und No-Code-Plattformen tatsächlich die Zukunft der Unternehmens-IT sind oder ob sie unerkannte Risiken mit sich bringen. Kritiker bemängeln insbesondere die begrenzte Individualisierung, mögliche Sicherheitsrisiken sowie die Gefahr der Schatten-IT, wenn Anwendungen außerhalb der IT-Abteilung ohne zentrale Kontrolle entwickelt werden.
Da LCNC-Plattformen zunehmend in der Unternehmens-IT eingesetzt werden, stellt sich die Frage, ob diese Entwicklung als Segen für Effizienz und Agilität oder als Fluch aufgrund der genannten Risiken betrachtet werden sollte.
[1, 2, 3, 4]
1.2 Zielsetzung und Forschungsfrage
Ziel dieser Arbeit ist es, Vorteile, Herausforderungen und Auswirkungen von Low-Code- und No-Code-Ansätzen in der Enterprise-Software-Entwicklung zu analysieren. Dabei wird untersucht, inwieweit LCNC-Plattformen dazu beitragen, die Softwareentwicklung effizienter zu gestalten und einen nachhaltigen Wandel in der IT-Landschaft bewirken können. Die zentrale Forschungsfrage lautet daher:
Sind Low-Code- und No-Code-Plattformen ein Fluch oder ein Segen für die Enterprise-Software-Entwicklung?
1.3 Aufbau der Arbeit
Um diese Frage zu beantworten, werden zunächst die theoretischen Grundlagen von LCNC sowie die Rolle der Citizen Developer erörtert (Kapitel 2) und führender LCNC-Plattformen miteinander verglichen (Kapitel 3). Anschließend werden die Vorteile (Kapitel 4) sowie die Herausforderungen und Risiken dieser Technologien (Kapitel 5) beleuchtet. Anwendungsbereiche veranschaulichen den Einsatz von LCNC in Unternehmen (Kapitel 6), bevor abschließend eine Bewertung der Forschungsfrage vorgenommen und Handlungsempfehlungen für Unternehmen ausgesprochen werden (Kapitel 7).
2. Theoretischer Hintergrund
2.1 Definitionen und Konzepte
Was sind Low-Code und No-Code?
Low-Code und No-Code sind Entwicklungsansätze, die auf visuellen Entwicklungsumgebungen basieren und es ermöglichen, Softwareanwendungen mit minimalem oder keinem traditionellen Programmieraufwand zu erstellen. Beide Methoden reduzieren den Bedarf an klassischem Pro-Code, also handgeschriebenem Programmcode, jedoch in unterschiedlichem Maße: [5]
- Low-Code: Low-Code-Plattformen bieten visuelle Entwicklungsumgebungen und vordefinierte Module, die es Entwicklern ermöglichen, Anwendungen schneller zu erstellen. Dennoch erfordert Low-Code grundlegende Programmierkenntnisse und richtet sich vorrangig an professionelle Entwickler:innen, um Entwicklungsprozesse zu beschleunigen. Der Ansatz kombiniert grafische Modellierung mit der Möglichkeit, manuell Code hinzuzufügen, um spezifische Anforderungen zu realisieren. Dies ermöglicht die Entwicklung komplexer Anwendungen und Integrationen innerhalb bestehender IT-Systeme. [3, 6, 7, 8, 9]
- No-Code: No-Code hingegen geht einen Schritt weiter, indem es eine vollständig visuelle Entwicklung ermöglicht. Diese Methode ist besonders für Fachabteilungen ohne IT-Hintergrund geeignet, da keinerlei Programmierkenntnisse erforderlich sind. No-Code-Plattformen nutzen vorgefertigte Module, Drag-and-Drop-Funktionen und Workflow-Automatisierungen, wodurch die Anpassungsmöglichkeiten jedoch eingeschränkt sind. [3, 6, 7, 9, 10]
Unterschiede zwischen Low-Code und No-Code
Der entscheidende Unterschied zwischen Low-Code und No-Code liegt somit im Grad der erforderlichen Programmierkenntnisse und der Flexibilität bei der Anpassung. Während Low-Code-Entwicklung eine gewisse technische Expertise voraussetzt und mehr Flexibilität bietet, um komplexere Anwendungen zu erstellen, sind No-Code-Plattformen darauf ausgelegt, auch technisch weniger versierten Nutzer:innen ohne Programmiererfahrung die Erstellung von einfacheren Softwarelösungen zu ermöglichen. Viele Unternehmen setzen heute hybride Plattformen ein, die sowohl Low-Code- als auch No-Code-Elemente enthalten, um ein breiteres Spektrum an Anwendungsfällen und Nutzergruppen zu bedienen. [2, 3, 5, 6, 7, 10, 11]
Technologische Grundlagen
Beide Ansätze basieren auf der modellgetriebenen Softwareentwicklung (Model-Driven Software Development, MDSD), bei der vorgefertigte Bausteine, die automatisch in Code übersetzt werden, anstelle von manuellem Programmieren verwendet werden. Ziel ist es, die Softwareentwicklung zu demokratisieren, Engpässe in der IT-Abteilung zu reduzieren, die Fehleranfälligkeit zu reduzieren und Geschäftsprozesse effizienter zu gestalten. Zusätzlich nutzen viele dieser Plattformen Cloud-Computing-Technologien, um Skalierbarkeit und Verfügbarkeit sicherzustellen. Besonders geeignet sind sie für Workflows, Prozessautomatisierung und einfache Unternehmensanwendungen. Allerdings können hochkomplexe IT-Lösungen durch die begrenzte Flexibilität dieser Plattformen an ihre Grenzen stoßen. [6, 12]
2.2 Citizen Developer im Kontext von Low-Code/No-Code
Der Begriff Citizen Developer beschreibt Fachexpert:innen, die mithilfe von Low-Code- und No-Code-Plattformen (LCNC) eigenständig Anwendungen entwickeln, ohne über tiefgehende Programmierkenntnisse zu verfügen. Diese Entwicklung ermöglicht eine dezentralisierte Softwareentwicklung, bei der Fachabteilungen aktiv in den Entwicklungsprozess eingebunden werden, um maßgeschneiderte Lösungen für ihre spezifischen Anforderungen zu erstellen. [13, 14, 15, 16, 17, 18, 19]
Rolle und Bedeutung von Citizen Developern:
Traditionell waren IT-Teams für die gesamte Softwareentwicklung innerhalb eines Unternehmens verantwortlich. Dies führte jedoch häufig zu Engpässen, insbesondere in Zeiten steigender Anforderungen an digitale Transformation und Automatisierung. Der Aufstieg der Citizen Developer adressiert diese Herausforderung, indem Unternehmen es ihren Mitarbeitenden ermöglichen, eigenständig Anwendungen zu entwickeln und so die IT-Abteilungen zu entlasten. [3, 13, 14, 15, 16, 17, 18]
Wie SAP hervorhebt, verfügen Citizen Developer über branchenspezifisches Wissen, das für die IT-Abteilungen oft nur schwer zugänglich ist. Durch den Einsatz von LCNC-Plattformen können diese Expert:innen direkt an der Entwicklung von Anwendungen mitwirken, wodurch eine engere Zusammenarbeit zwischen Fachbereichen und IT-Teams gefördert wird. Dies trägt dazu bei, dass Unternehmen Entwicklungszeit verkürzen, flexibler auf geschäftliche Herausforderungen und schneller auf Marktveränderungen und Kundenbedürfnisse reagieren können. [3]
Vorteile der Citizen Developer für Unternehmen
Die steigende Zahl von Citizen Developern wirkt sich in mehrfacher Hinsicht positiv auf Unternehmen aus:
- Beschleunigte Softwareentwicklung: Durch die direkte Einbindung von Fachexpert:innen in den Entwicklungsprozess können neue Anwendungen schneller und zielgerichteter entwickelt und implementiert werden, was die Time-to-Market reduziert. [3, 15, 17, 18, 20, 21]
- Entlastung der IT-Abteilung: IT-Teams können sich auf strategisch relevantere Aufgaben und komplexere Projekte konzentrieren, während einfache oder abteilungsspezifische Anwendungen eigenständig von Citizen Developern erstellt werden. [3, 15, 17, 18, 20, 21]
- Effizientere Nutzung internen Fachwissens: Fachexpert:innen kennen die spezifischen Anforderungen und Prozesse ihrer Abteilung genau und können Anwendungen entsprechend maßschneidern, ohne langwierige Kommunikationsprozesse mit der IT durchlaufen zu müssen. Dies führt zu einer schnelleren Umsetzung von Lösungen, einer höheren Benutzerakzeptanz und einer besseren Abbildung der tatsächlichen Geschäftsanforderungen. [3, 15, 17, 18, 20, 21]
- Schließung der Fachkräftelücke in der IT: Der anhaltende Mangel an qualifizierten Softwareentwickler:innen stellt eine große Herausforderung für Unternehmen dar. Durch die Demokratisierung der Softwareentwicklung mittels LCNC-Technologien kann dieser Engpass teilweise kompensiert werden. [3, 15, 17, 18, 20, 21]
Herausforderungen und Grenzen von Citizen Development
Trotz der Vorteile birgt die verstärkte Nutzung von Citizen Developern auch Herausforderungen. So besteht beispielsweise die Gefahr einer unkontrollierten Schatten-IT, wenn Anwendungen außerhalb der regulären IT-Governance-Strukturen entwickelt werden, was Sicherheits- und Compliance-Probleme verursachen kann. Zudem können Kompatibilitätsprobleme auftreten, wenn Citizen Developer Lösungen erstellen, die nicht nahtlos in bestehende Unternehmenssysteme integriert sind. Ohne ausreichende Schulung und Richtlinien besteht die Gefahr, dass erstellte Anwendungen nicht den Qualitätsstandards entsprechen.
Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, betont SAP die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit zwischen Citizen Developern und IT-Abteilungen. Unternehmen sollten geeignete Governance-Modelle etablieren, um sicherzustellen, dass alle entwickelten Anwendungen den Sicherheits- und Compliance-Anforderungen entsprechen.
[3, 11, 13, 14, 18, 22]
Fazit
Die steigende Verbreitung von Low-Code/No-Code-Technologien hat zur Entstehung einer neuen Entwicklergruppe innerhalb von Unternehmen geführt: den Citizen Developern. Diese ermöglichen eine schnellere, flexiblere und kosteneffizientere Softwareentwicklung, indem sie Fachwissen aus den Geschäftsbereichen direkt in den Entwicklungsprozess einbringen. Während der Einsatz von Citizen Developern Unternehmen zahlreiche Vorteile bietet, ist eine klare Governance- und IT-Strategie erforderlich, um Risiken wie Schatten-IT oder mangelnde Integration zu vermeiden. Damit stellt Citizen Development eine vielversprechende Ergänzung zur klassischen Softwareentwicklung dar, die Unternehmen dabei hilft, den Herausforderungen der digitalen Transformation effektiv zu begegnen. Eine Zusammenarbeit zwischen Citizen Developern und professionellen Entwicklern kann dazu beitragen, die Stärken beider Gruppen zu nutzen und optimale Ergebnisse zu erzielen. [17]
3. Vergleich verschiedener Low-Code/No-Code-Plattformen
Der Markt für Low-Code- und No-Code-Plattformen wächst rasant, da Unternehmen verstärkt auf diese Technologien setzen, um ihre Softwareentwicklung und Entwicklungsprozesse zu optimieren. Analysten wie Gartner schätzen, dass bis 2026 rund 80 Prozent aller neuen Softwareanwendungen auf LCNC-Plattformen basieren. Dabei existieren verschiedene Anbieter, die sich in Funktionalität, Zielgruppen und Skalierbarkeit unterscheiden. [23, 24]
Nachfolgend werden sechs führende LCNC-Plattformen systematisch analysiert, wobei ihr Typ (Low-Code oder No-Code), ihre Vor- und Nachteile, Funktionen und Einsatzgebiete sowie ein konkretes Anwendungsbeispiel betrachtet werden:
- Microsoft Power Apps
- Typ: No-Code (mit Low-Code-Erweiterungen)
- Funktionen und Einsatzgebiete: Integriert sich nahtlos in Microsoft 365 und Azure, ermöglicht Automatisierungen mit Power Automate und ist besonders für Unternehmen geeignet, die bereits Microsoft-Produkte nutzen. [25]
- Vorteile:
- Tiefe Integration in Microsoft-Ökosystem
- Einfache Anbindung an Office 365 und Azure
- Benutzerfreundlichkeit für Citizen Developer
- Kosteneffizient für Microsoft-Kunden
- Einfache Automatisierung
- Nachteile:
- Begrenzte Anpassbarkeit und Skalierbarkeit für komplexe Anwendungen
- Starke Abhängigkeit vom Microsoft-Ökosystem
- Lizenzkosten für größere Unternehmen
- Anwendungsbeispiele:
- Automatisierung von Genehmigungsprozessen in Unternehmen. Die Firma PepsiCo nutzt Power Apps zur Optimierung interner Prozesse und zur Reduzierung des Papierverbrauchs. [26]
- Die Deutsche Bahn (DB) setzt auf die Power Platform, um Mitarbeitende zur Entwicklung von Low-Code-Anwendungen zu befähigen. Dadurch werden Innovationen beschleunigt, Zeit gespart und Kosten reduziert, mit dem Potenzial, diese Effekte unternehmensweit zu skalieren. [27]
- OutSystems
- Typ: Low-Code
- Funktionen und Einsatzgebiete: Fokus auf Hochleistungsanwendungen mit skalierbaren Backend-Funktionen, APIs und DevOps-Integration. Ideal für die Entwicklung unternehmenskritischer Anwendungen. [28, 29]
- Vorteile:
- Unterstützung komplexer Unternehmensanwendungen
- Umfassende DevOps- und KI-gestützte Entwicklungstools
- Skalierbar und anpassbar
- Umfangreiche Integrationsmöglichkeiten
- Leistungsstarke Entwicklungsumgebung
- Hohe Sicherheit
- Nachteile:
- Kostenintensiv
- Abhängigkeit von der OutSystems-Umgebung
- Steilere Lernkurve
- Anwendungsbeispiele:
- Erstellung von benutzerdefinierten Geschäftsanwendungen für Banken. Die Banco Santander setzt OutSystems für digitale Prozesse und mobile Banking-Lösungen ein. [30]
- Die Arab National Bank (anb) konnte durch die Benutzung von OutSystems die Bank die Kreditvergabe um den Faktor drei beschleunigen, die Bearbeitungszeit von Hypothekenanträgen um 64 % reduzieren, indem sie innerhalb von weniger als vier Monaten eine neue Mobile-Banking-App für über eine Million Kunden bereitstellten. [31]
- Das Technologieunternehmen Bosch hat die OutSystems-Plattform implementiert, um Geschäftsanforderungen effizienter zu unterstützen, die Bereitstellung von Anwendungen zu skalieren und Schatten-IT zu vermeiden. In vier Jahren entstand eine Digital Factory mit über 400 Entwicklern, die mehr als 500 Anwendungen zur internen Digitalisierung bereitgestellt haben. [32]
- Mendix
- Typ: Low-Code
- Funktionen und Einsatzgebiete: Bietet eine Cloud-native Architektur, KI-gestützte Entwicklung und umfassende Integrationsmöglichkeiten. Besonders geeignet für große Unternehmen mit komplexen Workflows. [33, 34, 35]
- Vorteile:
- Hohe Skalierbarkeit für Unternehmensanwendungen
- Erweiterbar durch manuelle Codierung
- Umfangreiche Integrationsmöglichkeiten mit bestehenden IT-Systemen
- Kollaborative Entwicklung mit Business- und IT-Teams
- Cloud- und On-Premise-Optionen
- KI-gestützte Entwicklung
- Nachteile:
- Steile Lernkurve für Nicht-Entwickler
- Erfordert Einarbeitung
- Hohe Lizenzkosten
- Begrenzte Anpassungsmöglichkeiten in No-Code-Projekten
- Anwendungsbeispiele:
- Kundenportale für Versicherungen. Die Zurich Insurance Group entwickelte mit Mendix eine digitale Schadensmeldungslösung für Kunden. [36]
- Siemens nutze Mendix zur Entwicklung einer internen Finanzmanagement-Anwendung, was zu einer Effizienzsteigerung des Genehmigungsprozesses um 75 % sowie einer Reduktion der Entwicklungszeit um 50% führte. [37]
- SAP Build
- Typ: No-Code
- Funktionen und Einsatzgebiete: Speziell für SAP-Kunden entwickelt, erleichtert die Erstellung von Anwendungen innerhalb des SAP-Ökosystems, bietet vordefinierte Vorlagen und Drag-and-Drop-Funktionen. [38, 39]
- Vorteile:
- Speziell für SAP-Kunden optimiert
- Nahtlose Integration in SAP-Systeme
- Starke Workflow- und Prozessautomatisierung
- Vordefinierte Module
- Keine Programmierkenntnisse erforderlich
- Nachteile:
- Eingeschränkte Individualisierungsmöglichkeiten
- Hohe Abhängigkeit von SAP-Technologien
- Anwendungsbeispiele:
- EY entwickelte mit SAP Build eine Emergency-Response-App, um Geflüchteten aus der Ukraine in Polen den Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen zu erleichtern. Die mobile Anwendung ermöglicht es Hilfsorganisationen, Bestände an Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Kleidung zu erfassen, während Bedürftige die nächstgelegene Ausgabestelle finden können. Die Daten werden automatisch ins Ukrainische übersetzt, während die Benutzeroberfläche in Ukrainisch, Polnisch und Englisch verfügbar ist. Innerhalb von nur sechs Wochen entwickelt, umfasst die App 114 Hilfsverteilungsstellen in 53 Städten und trägt zur effizienteren Koordination humanitärer Hilfe bei. [40]
- Das brasilianische Lebensmittelunternehmen Pif Paf Alimentos entwickelte in weniger als drei Wochen eine mobile Anwendung für Wartungstechniker mit SAP Build Apps. Die App reduziert den Papierverbrauch, steigert die Effizienz und Genauigkeit administrativer Aufgaben und funktioniert auch ohne Internetverbindung. [41]
- Appian
- Typ: Low-Code
- Funktionen und Einsatzgebiete: Besonders stark im Bereich Workflow- und Geschäftsprozessautomatisierung, bietet Low-Code-Entwicklung mit integrierter KI- und RPA-Funktionalität. [42, 43]
- Vorteile:
- Starke Automatisierungs- und Workflow-Funktionen
- Gut für Prozessmanagement
- Integrierte KI- und RPA-Features
- Hohe Sicherheitsstandards
- Nachteile:
- Hohe Kosten/Kostenintensiv für kleinere Unternehmen
- Komplexere Einrichtung und Nutzung
- Komplexe Lizenzstruktur
- Weniger flexibel für stark individualisierte Anwendungen
- Anwendungsbeispiele:
- Die Bendigo and Adelaide Bank fördert Citizen Development, indem sie nicht-technische Mitarbeitende befähigt, mithilfe der Low-Code-Plattform von Appian eigene Anwendungen zu entwickeln. Dies beschleunigt die digitale Transformation, verbessert den Kundenservice und steigert die betriebliche Effizienz sowie die Wettbewerbsfähigkeit der Bank. [44]
- Bayer AG entwickelte mit der Low-Code-Plattform Appian eine Lösung zur Optimierung klinischer Prozesse, die zuvor durch isolierte IT-Systeme erschwert wurden. Die App automatisiert wiederkehrende Entscheidungen, verbessert die Zusammenarbeit und ermöglicht mobile Genehmigungen. Durch diese Lösung konnte die Effizienz deutlich verbessert werden, indem die Zeit für die Erstellung von Berichten von drei Stunden auf nur noch wenige Minuten verkürzt wurde, was zu einer gesteigerten Produktivität und positiven Rückmeldungen der Nutzer führte. [45]
- Bubble
- Typ: No-Code
- Funktionen und Einsatzgebiete: Eine reine No-Code-Plattform, die sich auf die Erstellung von Webanwendungen konzentriert. Nutzer können ohne Programmierkenntnisse komplexe Logiken implementieren. [46]
- Vorteile:
- Sehr einfach zu bedienen
- Geringe Kosten für kleine Anwendungen
- Flexible Web- und App-Entwicklung
- Schnelle MVP-Umsetzung für Start-ups
- Vollständige visuelle Entwicklung
- Keine Programmierkenntnisse erforderlich
- Nachteile:
- Begrenzte Skalierbarkeit
- Fehlende tiefgehende Backend-Funktionen
- Weniger geeignet für große Unternehmen und komplexe Integrationen
- Anwendungsbeispiele:
- Dividend Finance, ein Unternehmen im Finanzsektor, nutzte die No-Code-Plattform Bubble, um eine Lösung zur Finanzierungsverwaltung zu entwickeln. Die Plattform konnte über 384 Millionen USD an Investitionen sichern und mehr als 1 Milliarde USD an Krediten verarbeiten. Die schnelle Anpassung an Branchentrends und die effiziente Entwicklung der Plattform wurden durch die No-Code-Technologie von Bubble unterstützt, was zu mehreren Auszeichnungen führte. Durch die Nutzung von Bubble konnte Dividend Finance über die gängigen Branchenstandards hinauswachsen und den Nutzern eine zuverlässige und nahtlose Finanzlösung bieten. [47]
- Comet, eine innovative Plattform für das Workforce Management, nutzt die No-Code-Technologie von Bubble, um signifikante Erfolge zu erzielen. Das Unternehmen hat über 17 Millionen Euro an Investitionen eingeworben, betreut mehr als 1.000 Kunden und erzielt monatliche wiederkehrende Einnahmen von 800.000 USD. Diese Ergebnisse verdeutlichen, wie die Synergie zwischen der Vision von Comet und der No-Code-Entwicklungsplattform von Bubble den Bereich des Workforce Managements nachhaltig transformieren kann. Die Möglichkeit zur schnellen Anpassung und Iteration der Plattform, ermöglicht durch die Effizienz von Bubble, hat es Comet ermöglicht, seine Lösung kontinuierlich zu skalieren und weiterzuentwickeln, was den Erfolg und die Marktpositionierung des Unternehmens stärkt. [48]
Diese Analyse zeigt, dass jede Plattform spezifische Vorteile bietet, aber auch Einschränkungen aufweist. Diese Plattformen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer technologischen Architektur, Funktionen, Einsatzgebiete, Skalierbarkeit, Integrationsmöglichkeiten mit bestehenden IT-Systemen und richten sich an verschiedene Zielgruppen. Während Mendix und OutSystems insbesondere auf große Unternehmen mit komplexen IT-Landschaften abzielen, sind Microsoft PowerApps und SAP Build stärker auf eine einfache und schnelle Entwicklung durch Fachabteilungen ausgerichtet, welche sich eine tiefere Integration in bestehende IT-Systeme wünschen. Appianbietet Vorteile im Workflow-Management und in der Prozessautomatisierung, während Bubble hingegen besonders für Start-ups und kleinere Unternehmen mit Fokus auf Web-Apps attraktiv ist.
Ein zentraler Faktor bei der Wahl einer Plattform ist die Flexibilität im Customizing, wodurch die individuellen Unternehmensanforderungen bestmöglich umgesetzt werden können. Während Low-Code-Plattformen Entwicklern ermöglichen, durch manuelle Code-Anpassungen spezifische Anforderungen zu realisieren, bieten No-Code-Plattformen vorgefertigte Module mit limitierten Erweiterungsmöglichkeiten. Dies führt dazu, dass No-Code-Lösungen primär für einfache Anwendungen und Workflows geeignet sind, während Low-Code-Plattformen auch für komplexe Unternehmensanwendungen genutzt werden können. [49]
4. Vorteile von Low-Code/No-Code in Unternehmen
Der Einsatz von Low-Code- und No-Code-Plattformen (LCNC) in Unternehmen bietet zahlreiche Vorteile, die sich insbesondere auf die Agilität, Effizienz und Kostenreduktion in der Softwareentwicklung auswirken.
- Schnellere Entwicklung und Time-to-Market
- LCNC-Plattformen ermöglichen Unternehmen eine deutlich schnellere Entwicklung von Anwendungen, im Vergleich zu herkömmlichen Methoden, durch die Bereitstellung visueller Entwicklungsumgebungen und vorgefertigter Module. Dies führt zu einer signifikanten Reduzierung der Entwicklungszeit und ermöglicht eine schnellere Reaktion auf Marktveränderungen. Studien zeigen, dass Unternehmen durch den Einsatz von LCNC-Plattformen ihre Entwicklungszyklen erheblich verkürzen können. [1, 2, 3, 7, 10, 23, 49, 50]
- Entlastung der IT-Abteilung und verstärkte Automatisierung
- Viele Unternehmen stehen vor einem Mangel an IT-Fachkräften, was die Entwicklungszeiten und Innovationsfähigkeit einschränkt. Durch die Nutzung und intuitive Bedienung von LCNC-Plattformen können auch Fachabteilungen – Mitarbeitende ohne tiefgehende Programmierkenntnisse, sogenannte “Citizen Developer” – eigenständig Anwendungen entwickeln, ohne auf Entwicklerressourcen angewiesen zu sein. Dies führt zu einer Entlastung der IT-Abteilungen und fördert die digitale Transformation innerhalb des Unternehmens. Darüber hinaus fördern LCNC-Plattformen die Automatisierung von Geschäftsprozessen. Durch vordefinierte Workflows, Regelwerke und künstliche Intelligenz (KI) lassen sich Entscheidungen und Abläufe innerhalb von IT-Systemen effizient umsetzen. Unternehmen können somit wiederkehrende Prozesse automatisieren und manuelle Fehlerquellen reduzieren. [1, 2, 3, 7, 10, 23, 49, 51]
- Kosteneinsparungen
- Durch den Einsatz von LCNC-Plattformen können Unternehmen Entwicklungskosten signifikant senken, da weniger spezialisierte Entwickler:innen benötigt werden und Projekte schneller umgesetzt werden können. Eine Studie zeigt, dass Unternehmen durch den Einsatz von LCNC-Technologien ihre Entwicklungskosten signifikant senken können. [1, 2, 3, 7, 10, 23, 49, 52]
- Flexibilität und Skalierbarkeit
- Zusätzlich vereinfachen LCNC-Tools die Integration von Daten aus verschiedenen Quellen. Sie ermöglichen es Benutzer:innen, Informationen in Workflows zu erfassen, zu analysieren und zu verarbeiten, was fundiertere Geschäftsentscheidungen erleichtert. Viele moderne LCNC-Plattformen basieren auf Cloud-nativen Architekturen, die eine hohe Flexibilität und Skalierbarkeit ermöglichen, da sie sich nahtlos in bestehende IT-Infrastrukturen integrieren lassen. Unternehmen können somit Anwendungen schnell an veränderte Marktanforderungen anpassen. [1, 2, 3, 7, 10, 23, 49, 53]
- Besseres Kundenerlebnis durch agile Entwicklung
- Durch die einfache Bedienung und schnellen Anpassungsmöglichkeiten von LCNC-Plattformen können Unternehmen schneller auf Kundenfeedback reagieren. Low-Code/No-Code ermöglicht die kontinuierliche Optimierung von Kundeninteraktionen und die Entwicklung maßgeschneiderter Customer Experience (CX)-Lösungen. Dies führt zu einer höheren Kundenzufriedenheit und besseren Geschäftsergebnissen. [1, 2, 3, 7, 10, 23, 49]
- Mehr Datenschutz und Sicherheit durch interne Entwicklung
- LCNC-Plattformen ermöglichen es Unternehmen, interne Entwicklungsaufgaben selbst durchzuführen, anstatt sensible Daten an Drittanbieter auszulagern. Dies kann Compliance-Risiken reduzieren und das Risiko von Datenlecks oder Cyberangriffen minimieren. [1, 2, 3, 7, 10, 23, 49]
5. Herausforderungen und Risiken
Trotz der genanten Vorteile von Low-Code- und No-Code-Plattformen stehen Unternehmen bei der Einführung und Nutzung dieser Technologien vor verschiedenen Herausforderungen und Risiken. Die zentralen Problembereiche lassen sich in folgende Kategorien unterteilen:
- Eingeschränkte Anpassungsmöglichkeiten
- Obwohl LCNC-Plattformen die schnelle Entwicklung einfacher Anwendungen erleichtern und dabei viele Funktionen bieten, stoßen sie bei komplexen oder hochspezialisierten Unternehmensanwendungen oft an ihre Grenzen. Komplexe Geschäftslogiken oder branchenspezifische Anforderungen lassen sich oft nur schwer umsetzen, was zu technischen Limitierungen führt. Individuelle Integrationen oder Spezialanforderungen erfordern weiterhin klassische Entwicklungsmethoden. [1, 2, 10, 49, 50]
- Schatten-IT und unkontrollierte Anwendungsentwicklung
- Durch die einfache Bedienbarkeit der LCNC-Tools können Fachabteilungen Anwendungen eigenständig entwickeln, ohne die IT-Abteilung einzubeziehen. Dies birgt die Gefahr einer unkontrollierten Schatten-IT. Ohne klare IT-Governance entstehen möglicherweise Integrationsproblemen, Sicherheitslücken und nicht dokumentierte oder unsichere Anwendungen. [1, 2, 10, 49, 50]
- Abhängigkeit von Anbietern (Vendor Lock-in)
- Viele LCNC-Plattformen sind proprietäre Systeme, wodurch Unternehmen sich in eine Abhängigkeit von einem Anbieter begeben. Dies kann die Flexibilität einschränken, den Wechsel zu anderen Systemen erschweren und dabei hohe Migrationskosten verursachen. [1, 2, 10, 49, 50]
- Sicherheits- und Datenschutzrisiken
- LCNC-Plattformen bergen potenzielle Sicherheits- und Datenschutzrisiken. Da LCNC-Anwendungen oft auf Cloud-Technologien basieren, müssen Unternehmen sicherstellen, dass sie Datenschutzbestimmungen (z. B. DSGVO) einhalten und Sicherheitsrisiken minimieren. Es bestehen Risiken hinsichtlich Datenintegrität, Zugriffskontrolle und Compliance. Insbesondere in stark regulierten Branchen (z. B. Finanzwesen, Gesundheitswesen) sind strenge Sicherheitsstandards erforderlich, die nicht alle Plattformen erfüllen. [1, 2, 10, 49, 50]
6. Anwendungsbereiche der Low-Code-/No-Code-App-Entwicklung
Low-Code- und No-Code-Plattformen (LCNC) haben sich in den letzten Jahren als zentrale Werkzeuge in der modernen Softwareentwicklung etabliert. Das rapide Wachstum von Low-Code- und No-Code-App-Entwicklungen (LCNC) ist auf die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von LCNC-Tools in nahezu allen Anwendungsbereiche zurückzuführen:
- Automatisierung von Geschäftsprozessen: Viele Unternehmen nutzen LCNC-Plattformen zur Automatisierung wiederkehrender und zeitaufwändiger Geschäftsprozesse. Durch die Erstellung individueller Anwendungen können Arbeitsabläufe effizienter gestaltet und Fehlerquellen reduziert werden. Besonders in den Bereichen Personalwesen, Rechnungswesen und Einkauf kommen solche Lösungen zum Einsatz. Beispielsweise können Genehmigungsprozesse, Bestellabwicklungen oder Personalverwaltungsaufgaben durch maßgeschneiderte Anwendungen optimiert werden. [1, 2, 3, 10, 23, 49]
- Entwicklung von Unternehmensanwendungen: Unternehmen setzen Low-Code-Plattformen zur schnellen Entwicklung von internen Anwendungen ein. Diese Anwendungen reichen von Customer-Relationship-Management-Systemen (CRM-Systemen) über Lieferketten- Bestandsmanagement bis hin zu Compliance- und Audit-Tools. Die Fähigkeit, solche Anwendungen intern zu entwickeln, reduziert die Abhängigkeit von externen Anbietern und beschleunigt die Implementierung neuer Lösungen. [1, 2, 3, 10, 23, 49]
- Kundenportale und Self-Service-Anwendungen: LCNC-Technologien werden auch zur Entwicklung von Self-Service-Portalen genutzt, die Kunden den Zugriff auf Dienstleistungen und Support ermöglichen. Beispielsweise können Versicherungsunternehmen oder Banken Self-Service-Plattformen für Kundeninformationen, Schadensmeldungen, Kreditvergaben oder anderen Transaktionen bereitstellen, um den Kundenservice zu verbessern und Bearbeitungszeiten zu reduzieren. [1, 2, 3, 10, 23, 49]
- Integration und Erweiterung bestehender Systeme: LCNC-Plattformen ist es möglich, sich nahtlos in bestehende IT-Infrastrukturen zu integrieren und die Softwarelandschaften zu ergänzen und zu erweitern. Dadurch können Unternehmen neue Funktionen hinzufügen, ohne bestehende Systeme vollständig ersetzen zu müssen. Dies ermöglicht eine schrittweise Modernisierung der IT-Landschaft und schützt gleichzeitig bestehende Investitionen. Besonders in IT-Abteilungen großer Organisationen werden Low-Code-Tools genutzt, um Workflows in ERP- und CRM-Systemen zu optimieren. [1, 2, 3, 10, 23, 49]
- Prototyping und schnelle Produktentwicklung: LCNC-Plattformen sind ideal für das schnelle Prototyping und die Entwicklung neuer Produkte. Durch die visuelle Entwicklungsumgebung können Ideen schnell in funktionale Prototypen umgesetzt werden, die als Grundlage für weitere Iterationen dienen. Dies fördert die Innovationskraft und verkürzt die Time-to-Market für neue Produkte und Dienstleistungen. Start-ups und Innovationsabteilungen großer Unternehmen profitieren besonders von dieser Agilität, da sie schnell auf Marktveränderungen reagieren können. [1, 2, 3, 10, 23, 49]
- Individuelle Automatisierung und KI-gestützte Anwendungen: Mit der zunehmenden Integration von Künstlicher Intelligenz in LCNC-Plattformen eröffnen sich neue Möglichkeiten für die Entwicklung intelligenter Anwendungen. Dies umfasst beispielsweise Chatbots, die Kundenanfragen in Echtzeit beantworten, oder Datenanalyse-Tools, die Muster in großen Datensätzen erkennen. Diese KI-gestützten Lösungen tragen dazu bei, Entscheidungsprozesse zu verbessern, betriebliche Effizienz zu steigern und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. [1, 2, 3, 10, 23, 49]
7. Fazit: Fluch oder Segen?
Die vorliegende Arbeit hat gezeigt, dass Low-Code- und No-Code-Plattformen das Potenzial haben, die Softwareentwicklung in Unternehmen erheblich zu verändern, indem sie sowohl große Chancen als auch Herausforderungen für Unternehmen mit sich bringen. Auf der einen Seite sind sie ein mächtiges Werkzeug zur Beschleunigung und Vereinfachung vieler Prozesse und ermöglichen eine schnellere Softwareentwicklung, Kostenreduktion und die Einbindung von Citizen Developern. Auf der anderen Seite bestehen Risiken wie begrenzte Individualisierbarkeit, Sicherheitsprobleme und Abhängigkeiten von Anbietern.
Die Frage, ob LCNC ein Fluch oder ein Segen ist, kann nicht pauschal beantwortet werden. Vielmehr hängt der Erfolg dieser Technologien von der strategischen Implementierung, der Auswahl geeigneter Plattformen und der Governance innerhalb des Unternehmens ab. Unternehmen müssen jedoch klare Governance-Richtlinien, Sicherheitsmaßnahmen und eine langfristige Strategie zur Nutzung von LCNC etablieren, um Risiken zu minimieren. Während LCNC für einfache Anwendungen und Prozessautomatisierungen ideal geeignet ist, bleibt traditionelle Softwareentwicklung für hochkomplexe IT-Projekte unerlässlich.
Zukünftig werden hybride Ansätze, die Low-Code mit traditioneller Entwicklung kombinieren, an Bedeutung gewinnen. Unternehmen sollten daher eine differenzierte Strategie verfolgen, um das Potenzial von LCNC optimal zu nutzen, ohne die Risiken zu vernachlässigen.
Empfehlung für Unternehmen
Basierend auf den Erkenntnissen dieser Arbeit lassen sich folgende Handlungsempfehlungen für Unternehmen ableiten:
- Einsatzgebiete klar definieren
- Unternehmen sollten sorgfältig evaluieren, für welche Anwendungen LCNC-Ansätze geeignet sind. Während einfache Automatisierungs- und Datenverwaltungsprozesse von Citizen Developern problemlos umgesetzt werden können, erfordern komplexe oder unternehmenskritische Systeme weiterhin klassische Softwareentwicklung. Eine frühzeitige Analyse der Anforderungen hilft, strategische Fehlentscheidungen zu vermeiden und eine effiziente Ressourcennutzung zu gewährleisten. [2, 3, 6, 23, 49]
- IT-Governance und Compliance-Richtlinien etablieren
- Um Schatten-IT zu vermeiden und eine kontrollierte Nutzung von LCNC zu gewährleisten, ist eine klare IT-Governance erforderlich. Unternehmen sollten interne Entwicklungsrichtlinien definieren, die sicherstellen, dass alle Anwendungen den Sicherheits- und Compliance-Standards entsprechen. Dazu gehört die Einführung von Protokollen zur Zusammenarbeit zwischen IT-Abteilung und Citizen Developern, um eine nachhaltige Integration zu ermöglichen. [2, 3, 6, 23, 49]
- Sicherheits- und Compliance-Anforderungen berücksichtigen
- Datenschutz und IT-Sicherheit müssen auch bei LCNC-Projekten oberste Priorität haben. Unternehmen sollten sicherstellen, dass sensible Daten angemessen geschützt und alle regulatorischen Anforderungen, wie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in der EU oder der California Consumer Privacy Act (CCPA) in den USA, erfüllt werden. Sicherheitslücken entstehen oft durch unzureichende Kenntnisse der Nutzer, weshalb Schulungen und standardisierte Sicherheitsprotokolle essenziell sind. [2, 3, 6, 23, 49]
- Schulungsmaßnahmen für Mitarbeiter etablieren
- Die erfolgreiche Nutzung von LCNC hängt maßgeblich von den Kompetenzen der Mitarbeitenden ab. Unternehmen sollten strukturierte Schulungsprogramme zur Einführung und weiteren Nutzung dieser Technologien anbieten, die sowohl technische als auch konzeptionelle Aspekte abdecken, um unkontrollierte Entwicklungen zu verhindern. [2, 3, 6, 23, 49]
- Hybriden Entwicklungsansatz verfolgen
- Die Kombination aus traditioneller Softwareentwicklung und LCNC-Ansätzen kann Synergien schaffen und die Effizienz steigern. Eine enge Zusammenarbeit zwischen professionellen Entwicklern und Citizen Developern ermöglicht eine bessere Qualitätssicherung und die Entwicklung robuster Anwendungen, die sowohl Flexibilität als auch Skalierbarkeit gewährleisten. [2, 3, 6, 23, 49]
- Langfristige Skalierbarkeit der Lösungen sicherstellen
- Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre gewählten LCNC-Plattformen mit den zukünftigen Anforderungen des Geschäfts wachsen können. Während LCNC-Tools eine schnelle Entwicklung ermöglichen, können sie bei steigender Komplexität an ihre Grenzen stoßen. Eine regelmäßige Evaluierung der technischen Architektur ist daher essenziell, um mögliche Engpässe frühzeitig zu identifizieren und strategische Anpassungen vorzunehmen. [2, 3, 6, 23, 49]
- Unterstützung durch den Softwareanbieter einholen
- Viele LCNC-Plattformen bieten dedizierte Beratung und Support an, um Unternehmen bei der Auswahl geeigneter Tools und der Implementierung zu unterstützen. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Anbieter kann helfen, die optimale Lösung zu finden und technische Herausforderungen schneller zu bewältigen. [2, 3, 6, 23, 49]
- Langfristige Wartung und Qualitätssicherung
- Auch wenn Low-Code/No-Code-Anwendungen schneller entwickelt werden können, müssen Unternehmen eine kontinuierliche Wartung und Qualitätssicherung sicherstellen. Automatisierte Tests und regelmäßige Code-Reviews können helfen, die Stabilität und Sicherheit der Anwendungen zu gewährleisten. [2, 3, 6, 23, 49]
Ob Fluch oder Segen – die Antwort liegt in der richtigen Implementierung. Unternehmen, die LCNC strategisch einsetzen, können von einer erhöhten Produktivität, Kosteneinsparungen und schnelleren Innovationszyklen profitieren. Daher kann Low-Code/No-Code als eine wertvolle Ergänzung der Enterprise-Software-Entwicklung betrachtet werden – weder ausschließlich als Fluch noch als uneingeschränkter Segen, sondern als ein mächtiges Werkzeug, dessen Erfolg von der Art der Nutzung abhängt.
Quellen
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[52] Escriba(o. J.): Studie: No-Code und Low-Code. URL: https://www.escriba.de/studie-no-code-low-code-2023/ (abgerufen am 28. Februar 2025)
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